Predigt vom 5. August 2001 

St. Severin Garching

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Predigerin:
Pastoralreferentin Dr. Elfriede Munk

Thema: 
Woran hängst du dein Leben? 

Predigt 18. Sonntag i.J. C, 5.8.2001

Jesus lehnt etwas ab, das durchaus üblich war: wenn es Erbstreitigkeiten gab – die gab es wohl schon immer - und keine Einigung unter den Erben möglich war, wurde ein Rabbi als Schlichter angerufen. Sein Spruch musste akzeptiert werden. Eine kluge Lösung. Dahinter stand die Regel, es sei besser, das Erbe als Ganzes zu erhalten (meistens ging es damals um Grundbesitz), aber das setzt wiederum Einigkeit der Erben voraus.

Erstaunlich ist, wie schroff Jesus das Ansinnen an ihn zurückweist: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht?

Und diese Schroffheit macht darauf aufmerksam: es steckt mehr dahinter als eine reine Ablehnung. Doch worum geht es ihm? Ein Blick auf das, was der Mann zu ihm sagte, gibt uns einen ersten Anhaltspunkt: „Sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.“

Mit anderen Worten: „Sag du ihm, er soll tun, was ich für richtig halte!“

Er will Jesus benutzen, um seine Interessen durchzusetzen.

Der Blick des Mannes gilt nicht dem Ganzen, sondern sich selber und dem, was er haben will. Was ihm zusteht. Was er meint, dass ihm zusteht.

An dieser Stelle wird es für uns bis dahin unbeteiligte Zuhörer langsam ungemütlich. Da könnte uns etwas bekannt vorkommen. Auch wir meinen immer wieder, dies oder jenes im Leben stünde uns zu, wir hätten ein Anrecht darauf. Auf Erfolg, Wohlstand, Gesundheit ...

Doch mit dem folgenden Gleichnis hält uns Jesus einen Spiegel vor:

Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass ein reicher Grundbesitzer eine gute Ernte erwartet – schön! Schön, dass er daran denkt, dass er mehr Lagerplatz dafür braucht, damit nichts verdirbt! Natürlich ist es sinnvoll, größere Scheunen zu bauen, um alles unterzubringen – ein weitsichtiger Mann. So weit ist nichts dagegen einzuwenden, doch dann beginnt die Gefahr:

Ich werde – mein Getreide – meine Scheunen – meine Vorräte – ich habe einen großen Vorrat

Und weiter: er redet nur noch zu sich, dass er sich ausruhen will, essen und trinken, sich des Lebens freuen.

Nichts gegen die gute Ernte, das Anlegen von Vorräten und das Genießen. Aber: er will es nur für sich haben. Es ist ja seine Ernte, sie steht ihm zu. Er bleibt dabei stehen und ist nicht mehr offen für Größeres im Leben. Doch da kommt es wie ein Paukenschlag:

„Du Narr!“

Als er mit seinen Gedanken nur noch um sich selber kreist, kommt Gott dazwischen.

Er wird sich Gottes wieder bewusst, der wie eine Stimme in ihm zu hören ist. Mit einem Schlag sieht er sich Gott gegenüber, den er völlig aus dem Blick verloren hatte.

Wer Gott aus dem Blick verliert, kreist nur noch um sich selbst – aber Gott gibt nicht auf. Er drängt sich mitten hinein in diesen Monolog und bringt sich in Erinnerung.

Und was hier wirkt wie eine Drohung mit dem Tod, ist ganz etwas anderes: Gott ist hier nicht der, der den Tod herbeiführt, sondern der, der rechtzeitig warnt, als ein Mensch in großer Gefahr ist. Und das ist eine große Gnade! Sie zeigt, wie viel Gott an uns liegt.

Es geht um dein Leben!! Es geht darum, dass du es nicht an etwas Vergängliches hängst!

Woran hängst du dein Leben? An Dinge, die vergänglich sind? Beruflicher Erfolg? Vermögen? Familie? Gesundheit?

Oder an den, von dem dein Leben kommt und an dem es immer schon hängt?

Der heiligen Theresa von Avila wird der Satz zugeschrieben: Gott allein genügt.

Gott allein genügt  - dann musst du nichts mehr nur für dich haben, musst du nicht mehr in Selbstgesprächen um dich selber kreisen, dann ist alles für dich ein Geschenk Gottes, das du genießen darfst und das du gerne mit anderen teilst – weil du es nicht mehr brauchst, um dich gut zu fühlen und jemand zu sein.

„Du bist kostbar in meinen Augen“, so lässt der Prophet Jesaja Gott sprechen.

Das allein genügt zum Leben.

Gott allein genügt.

Lassen wir uns davon heute provozieren – herausrufen aus unseren Gleisen, unseren Denkgewohnheiten, dem, was wir schon immer für richtig gehalten haben – herausrufen zum Leben, zum Leben in Fülle, das Größeres für uns bereit hält.

Dr. Elfriede Munk, Garching, St. Severin

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