Predigt vom 7. Januar 2007  - Taufe des Herrn

St. Severin Garching

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Prediger:
Pfarrer Bodo Windolf,
St. Severin Garching 

Thema:

"Die « tria miracula » und ihr hochzeitlicher Sinn"
Predigttext

Taufe des Herrn 7. Januar 2007
Les: Jes 42,5a.1-4.67 ; Apg 10,34-38
Ev: Lk 3,15-16.21-22

Die « tria miracula » und ihr hochzeitlicher Sinn

Als Ende der 60iger, Anfang der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts die katholische Liturgie, insbesondere die heilige Messe, reformiert wurde – am auffälligsten war sicher der Übergang vom Lateinischen zur Feier in der Volkssprache – wurde auch die Leseordnung reformiert. Leitend war der Grundsatz: Im Verlaufe eines bestimmten Zeitraumes sollten das ganze Neue Testament sowie die wichtigsten Texte des Alten Testamentes zu Gehör gebracht werden. So entstand für die Leseordnung der Sonntags-Evangelien ein dreijähriger Zyklus mit den Lesejahren A, B und C. Jedem Lesejahr ist schwerpunktmäßig einer der sogenannten Synoptiker zugeordnet: Matthäus dem Lesejahr A, Markus dem Lesejahr B und Lukas dem Lesejahr C, wobei die durch drei teilbaren Jahreszahlen immer Lesejahr C sind, woraus sich die übrigen Zuordnungen ergeben. 2007 ist also Lesjahr C und damit hören wir in diesem Lesejahr vor allem Perikopen aus dem Lukas-Evangelium. So auch heute den Bericht der Taufe Jesu, wie ihn Lukas überliefert. Das Johannes-Evangelium wird blockweise in allen drei Lesejahren immer gleichsam zwischengeschaltet. 

Ich habe diese kurze Information vorausgeschickt, weil es gerade das Lesejahr C ist, das uns auf die Spur der ganz frühen Kirche setzt und uns eine Idee davon vermittelt, wie man das Fest „Taufe des Herrn“ in den ersten Jahrhunderten der Kirche verstand und vor allem auch, wie man es inkulturiert hat, indem man an heidnische Bräuche und Feste anknüpfte und diese gewissermaßen „christlich taufte“. 

In Alexandrien wurde innerhalb eines der in der Antike weit verbreiteten Mysterienkulte am 6. Januar die Geburt des Gottes Aion aus Kore, der Jungfrau, gefeiert. Aion ist die Personifikation der göttlichen Ewigkeit. Am selben Tag wurde im Raum Ägypten ein Wunder des Gottes Dionysos gefeiert. Viele Ägypter gingen zum Nil, um dort Wasser zu holen, das als geheiligt galt, daher nicht verdarb, bzw. in Wein verwandelt wurde. Diese heidnischen Feste griffen die Gnostiker des zweiten Jahrhunderts n. Chr. auf. Die Gnostiker sind eine Bewegung, die Heidnisches und Christliches auf eine für viele Menschen damaliger Zeit faszinierende Weise vermischten und von denen wohl die größte Gefahr für die junge Kirche ausging. Nach gnostischer Erlösungslehre kommt in der Jordantaufe auf den Menschen Jesus der himmlisch-göttliche Christus als der vollkommene Aion, als das göttliche Ewigkeitsprinzip herab und macht ihn erst jetzt zu Jesus Christus. Die Jordantaufe ist die heilige Hochzeit, die Göttliches und Menschliches vereint. Angedeutet wird diese Vermählung durch die Teilnahme Jesu an der Hochzeit von Kana. 

Wie ging die junge Kirche mit diesen heidnischen und gnostischen Festen um? Gegen die Gnosis betont die Kirche die wahre Menschwerdung Gottes nicht erst bei der Taufe Jesu, sondern von Anfang an. So wird das gnostische Fest der Jordantaufe zum Geburtsfest Christi. Bis heute feiern ja weite Teile der orthodoxen Kirche Weihnachten am 6. Januar. Es ist der Tag der „Epiphanie“, der „Erscheinung des Herrn“, die aufscheint in den sog. „tria miracula“, in den drei Wundern, die in jeweils verschiedener Weise das Offenbar-Werden der Herrlichkeit und Menschenfreundlichkeit Gottes in Jesus Christus zum Inhalt haben: 1. die Huldigung der Sterndeuter, in denen das göttliche Kind sich den Heiden offenbart; 2. die Taufe im Jordan, in der die Stimme aus dem Himmel vor den Juden Jesus als den geliebten Sohn des Vaters bezeugt; 3. die Hochzeit zu Kana, bei der Jesus durch das Weinwunder erstmals seine Herrlichkeit offenbart, wie es dort heißt. Dieses Evangelium wird im Lesejahr C am nächsten Sonntag verlesen. 

Im Stundengebet des gestrigen Epiphanietages betet daher die Kirche bis zum heutigen Tag: „Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden; die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste.“

 Epiphanie, Taufe des Herrn, Hochzeit zu Kana werden hier also als eine innere Einheit gesehen. Gott zeigt sich, offenbart sich, enthüllt sich dem Menschen auf verschiedenste Weise. Aber das Geheimnis, das hier zwischen Gott und Mensch waltet, ist ein hochzeitliches. So wie Gott sich hineinbegibt in den Lebensbereich der Menschen, so soll der Mensch hineingenommen werden in den Lebensbereich Gottes.

 Hochzeitliche Teilnahme am Leben und an der Liebe Gottes – das ist die eigentliche und die höchste Berufung des Menschen. Was die Mythen der Völker ahnen, das ist in Jesus Christus geschichtliche Realität geworden: Hochzeit als Vereinigung von Gott und Mensch. In dieses Geheimnis sind wir durch unsere eigene Taufe hineingenommen. In ihr beginnt, was sich im Himmel vollenden wird: wie gesagt die hochzeitliche Teilnahme am Leben und an der Liebe Gottes. Die Zeit dazwischen, die unsere Lebenszeit ist, soll eine Zeit des Lebens aus diesem Geheimnis sein und auf die Vollendung dieses Geheimnisses hin: Dass Gott in uns und wir in Gott leben und so Kinder Gottes sind, Söhne und Töchter im einen Sohn Jesus Christus.

Pfr. Bodo Windolf

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