Predigt vom 18. Januar 2009

St. Severin Garching

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Prediger:
Pfarrer Bodo Windolf,
St. Severin Garching 

Thema:

"Umkehr und das Reich Gottes"
Predigttext

3. Sonntag i. J. 2009

Umkehr und das Reich Gottes 

Nie in der Geschichte der Menschheit gab es so viele Ohrenbläser, so viele Stimmen, die an uns gezerrt haben, dass wir auf sie hören und ihnen folgen sollen, wie heute: in der Werbung, in den verschiedensten Broschüren, in einer unübersichtlichen Vielzahl von Ansichten und Meinungen und Ideologien. Die Stimme des Evangeliums, die Stimme Jesu darin ist eine unter vielen geworden. Und es ist eine leise Stimme, weitaus weniger laut und aufdringlich als all das, was uns in greller Werbung und lautem Geschrei Tag für Tag geradezu anspringt. Was die Stimme Jesu uns sagen will, hören wir in der heutigen Evangelienperikope auf knappstem Raum zusammengefasst. Ich will es einmal Punkt für Punkt durchgehen. 

Es beginnt mit der wie nebenbei eingeworfenen Bemerkung, dass man Johannes hatte ins Gefängnis werfen lassen. Der dies veranlasst hatte, war König Herodes. Der vom Evangelisten nicht genannte Grund: Johannes hatte den Mut gehabt, auch ihm, der politischen Macht gegenüber, Unrecht beim Namen zu nennen: dass nämlich auch er nicht über dem Gesetz steht und sich einfach die Frau seines Bruders angeln dürfe. Johannes soll durch die Inhaftierung öffentlich mundtot gemacht werden, in ihm soll die Stimme Gottes mundtot gemacht werden. Es gibt viele Weisen, diejenigen mundtot zu machen, die Gottes Wort verkünden sollen: durch Lächerlichmachen, nicht Hinhören, … und dennoch braucht es auch heute die, die so furchtlos wie Johannes Gottes Wort gelegen oder ungelegen sagen und verkünden. 

Nachdem diese Nachricht zu Jesus gedrungen ist, zieht Er sich in sein heimatliches Galiläa zurück und beginnt dort, das Evangelium zu verkünden: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Das nahegekommene Reich Gottes, oder – wie man das griechische basileia thou Theou auch übersetzen kann – die Herrschaft Gottes ist der Dreh- und Angelpunkt der Predigt Jesu. Dieses Wort stellt uns vor die Frage: Was ist eigentlich der Dreh- und Angelpunkt meines Denkens und Handelns und Lebens? Was beherrscht meine Gedanken und mein Tun, meine Wünsche und meine Sehnsüchte? Versuche ich in allem, was mich beschäftigt, immer auch den Willen Gottes zu suchen und zu erfüllen? Oder folge ich im Grunde nur meinen eigenen Trieben und Vorstellungen bzw. lasse mich beherrschen von den Ohrenbläsern dieser Welt, von dem also, was „man“ heute so tut und redet und denkt?  

Wer sich ernsthaft einlässt auf die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, von der Herrschaft Gottes, der wird auch den Weg der Umkehr gehen. Metaneoiete ist das griechische Wort, das hier im Text steht, und es meint ein immer wieder neues Umdenken, die Abkehr von falschen Gedanken, von Irrwegen, ein immer wieder neues und tieferes Hören auf Gottes Stimme in uns selbst, im Evangelium, im verkündeten Wort der Kirche. Dieser Weg der Umkehr ist nie abgeschlossen. Wer sagt: ich bin doch eigentlich o.k., das Umkehrenmüssen habe ich schön längst hinter mich gelassen, das brauche ich nicht, dessen Christsein stagniert, tritt auf der Stelle, hat die Lebendigkeit verloren, droht lau und fad zu werden.

Der intensivste Ort der Umkehr ist die Beichte. Mir ist bewusst, dass das für viele ein heikles und nicht gern gehörtes Thema ist. Aber ich behaupte: ohne Beichte, ohne die konkrete Besinnung auf die Notwendigkeit zur persönlichen Umkehr fehlt eine der ganz wesentlichen Voraussetzungen für geistliches Wachstum, und daher geschieht in vielen Getauften auch kein oder nur wenig geistliches Wachstum. Das sage ich nicht von mir aus, sondern weil es das Evangelium sagt, weil Jesus selbst nicht müde wird, immer wieder zur Umkehr einzuladen und aufzufordern. 

Und das führt nun zum letzten Punkt der heutigen Perikope: Das Reich Gottes, d.h. eine neue Ausrichtung nicht nur des einzelnen Menschen, sondern auch der menschlichen Gemeinschaft, der menschlichen Gesellschaft, dass also unter den Menschen Recht und Gerechtigkeit, Friede und Versöhnung herrschen – all das will Jesus nicht allein bewirken und herstellen, sondern dazu braucht Er unsere Mitarbeit. Er braucht und beruft Mitarbeiter, die Ihm bei diesem Unternehmen helfen. An die Stelle der Namen Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes brauchen wir nur unsere eigenen Namen zu setzen, und schon wissen wir: Auch ich bin gemeint, auch ich bin gerufen, auch mich will der Herr als Seinen Mitarbeiter in Seinem Reich.

Das Wort, mit dem Jesus die ersten Jünger ruft: „Kommt, und folgt mir nach!“, heißt wörtlich übersetzt: „Kommt! Hinter mich!“ Nach dem heutigen Evangelium bedeutet das: sich mit dem Mut eines Johannes d. T. hinter Jesus zu stellen und sich auch dann zu Ihm zu bekennen und Ihm zu folgen, wenn es gefährlich oder zumindest unbequem erscheint. Es heißt: in all unserem Tun immer wieder auch nach dem Willen Gottes zu fragen. Es heißt: immer wieder neu auch umzukehren, sich selbst in Frage zu stellen und sein Denken und Tun zu erneuern.

All das ist ein Weg, wir dürfen Fehler machen, versagen, wenn wir nur nicht aufgeben und immer wieder bereit sind, auch von neuem anzufangen. Dazu lädt uns Jesus ein: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“

 Pfr. Bodo Windolf

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