Predigt vom 12. April 2009

St. Severin Garching

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Prediger:
Pfarrer Bodo Windolf,
St. Severin Garching 

Thema:

"Was bedeutet „Auferstehung des Leibes“?"
Predigttext

Ostersonntag  2009

Was bedeutet „Auferstehung des Leibes“?

Seit es den Glauben an die Auferstehung Jesu gibt, stößt dieser Glaube auf ungläubiges Erstaunen, auf Zweifel, auf die Reaktion: Kann nicht sein. Frommes Märchen. Viel zu schön, um wahr zu sein.

Es ist noch niemand zurückgekommen, ist eine häufige Antwort bei Trauergesprächen, wenn ich danach frage, ob der Verstorbene oder die Angehörigen an ein Leben nach dem Tod geglaubt hat bzw. daran glauben.  

Aber ich möchte heute nicht der Frage nachgehen, wie glaubwürdig die Berichte von der Auferstehung Jesu sind, sondern der Frage, was wir eigentlich glauben, wenn wir  Sonntag für Sonntag im Glaubensbekenntnis beten: „Ich glaube an Jesus Christus, der am dritten Tage auferstanden ist“, und – die Folgerung daraus:  „Ich glaube an … die Auferstehung der Toten“.

Was ist damit gemeint? Einfach nur, dass es noch ein Leben nach dem Tod gibt?

Das ist wohl zu wenig. Denn es gibt in den Religionen der Völker sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Leben  nach dem Tod. Wer an Seelenwanderung oder Reinkarnation glaubt, glaubt auch an ein Weiterleben nach dem Tod, aber in dem Sinn, dass der Mensch in einer anderen Gestalt in dieses irdische Leben zurückkehre. Es ist gleichsam eine „Auferstehung“ zurück ins Diesseits. Viele andere Religionen glauben, dass die Seelen der Verstorbenen weiterleben irgendwo an einem anderen, jenseitigen Ort, der positiv oder oft auch sehr negativ vorgestellt wird.  

Aber all das ist nicht gemeint, wenn wir als Christen von Auferstehung sprechen. Auferstehung bedeutet im christlichen Zusammenhang immer leibliche Auferstehung. Nicht nur der Seele des Menschen wird ewiges Leben verheißen, sondern auch dem Leib, freilich in einer verwandelten Form. An die Stelle des irdischen Leibes, der sterblich ist, anfällig für Krankheiten und Leiden aller Art, tritt ein neuer Leib, der unsterblich ist, weder der Vergänglichkeit noch irdischer Hinfälligkeit und Krankheit unterworfen. Paulus spricht von einem soma pneumatikos, einem durch und durch geistdurchdrungenen Leib, aber eben von einem Leib, dem Auferstehungsleib.  

Warum ist das so wichtig? Verkompliziert das den Glauben an ein Leben nach dem Tod nicht unnötig? Sollte man es nicht doch der Einfachheit lieber beim Glauben an ein Weiterleben der Seele belassen? Denn man sieht doch zu deutlich, dass der Leib verwest, verbrannt wird, sich jedenfalls in seine materiellen Bestandteile auflöst und wieder eingeht in die Natur.

Den Einwand könnte man machen, nur ist das Problem, dass die Evangelien nun einmal nichts anderes berichten als eben die leibliche Auferstehung Jesu und ihm folgend seiner Jünger. Wir haben es in der heutigen Perikope wieder gehört. Jesus sagt hier: „Seht meine Hände und meine Füße. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“ Und zu allem Überfluss wird dann noch berichtet, dass Er vor ihren Augen einen Fisch verspeist. 

Noch einmal die Frage: Warum ist uns Christen der Glaube an die leibliche Auferstehung so wichtig? Für eine Antwort gilt es, folgendes zu bedenken. Jesus, der Auferstandene, verweist seine Jünger auf die nach wie vor sichtbaren Spuren seines irdischen Lebens, Leidens und Sterbens. Sie sehen nicht eine Gestalt, die das irdische Leben wie ein altes Kleid abgestreift hat und nun ein neues trägt, das mit dem alten gar nichts mehr zu tun hätte. Nein, es ist der irdische Leib mit den Spuren des irdischen Lebens, nur in einer vollkommen verwandelten Form.

Was das heißt, wird deutlich, wenn wir einen der Vorwürfe bedenken, die dem Christentum bis heute gemacht werde: dass sein Jenseitsglaube nämlich nur Vertröstung sei; dass über den Glauben ans Jenseits das Diesseits unwichtig werde und daher das Diesseits nur zu seinem Recht kommt, wenn der Jenseitsglaube abgelegt werde.

Aber ist das wirklich so? Ich denke, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. Wenn nach dem Tod alles aus ist, dann spielt es letztlich keine Rolle, wie ich mein Leben hier auf Erden gestalte. Dann gilt es, möglichst viel aus diesem Leben hier und jetzt herauszuholen, nichts zu verpassen, dafür zu sorgen, dass vor allem ich auf meine Kosten komme. Am Ende teilen dann ohnehin alle dasselbe Schicksal, die Guten mit den Bösen, die Anständigen mit den Verbrechern, die Gerechten mit den Ungerechten. Am Ende sind wir alle tot. Eine letzte Gerechtigkeit gibt es nicht. Keiner muss sich für seine Taten und Untaten verantworten. Der Tod macht alle gleich. Die Konsequenz ist, dass das irdische Leben vollkommen entwertet wird. Eigentlich ist es vollkommen egal, wie ich lebe. Am Ende zerfällt alles zu Staub und zu nichts. 

Genau dies ist aber nicht der Fall im Glauben an die leibliche Auferstehung. Erst in diesem Glauben erhält das irdische Leben ein ungeheures Gewicht. Es ist gerade nicht egal, wie ich hier und jetzt lebe, denn ich werde mich einmal dafür vor Gott verantworten müssen. Wie ich im Diesseits lebe, denke, handle, all das wird mein ewiges Schicksal bestimmen. Außerdem: Wie die Wundmale Jesu in Seinem Auferstehungsleib sichtbar bleiben, so werden auch die Wunden meines Lebens einst eingehen in die Freude des Himmels, verwandelt, verklärt, aber als ewige Erinnerung an all das, was ich gekämpft habe, woran ich gereift bin, worin ich mich bewährt habe.  

Was ist das Fazit? Wer an die leibliche Auferstehung glaubt, der weiß: Ich muss hier und jetzt noch nicht alles haben. Die Dinge und Wünsche, die mir versagt bleiben, kann ich gelassen hinnehmen. Das Eigentliche, die Fülle des Glücks, werde ich hier niemals erlangen, das steht mir vielmehr erst noch bevor. Zugleich weiß ich, dass ich mich einmal vor Gott verantworten muss. Er sorgt dafür, dass das Schicksal der Guten und Bösen im Tod nicht gleichgeschaltet wird. Erst durch das Jenseits bekommt das Diesseits ein ganz eigenes und ewiges Gewicht. Angst davor muss niemand haben, der sein Leben im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes lebt. Er selbst wird vollenden, was unvollendet und unvollkommen geblieben ist hier auf Erden. Zugleich wird alles Wertvolle, das ich in meinem irdischen Leib gelebt habe, aufbewahrt und „hinübergerettet“ in Gottes Ewigkeit. Er erfüllt mit ewigem Wert, was ich hier und jetzt an Gutem tu und aus Liebe lebe.

 Pfr. Bodo Windolf

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