Predigt vom 20. September 2009

St. Severin Garching

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Prediger:
Kaplan Claus Bayer,
St. Severin Garching 

Thema:

"Jubiläum (10 Jahre) von Pfarrer Bodo Windolf in St. Severin"
Predigttext

Kpl. Claus Bayer: Predigt zum Jubiläum von Pfarrer Bodo Windolf am 20. September 2009 in St. Severin

Liebe Schwestern und Brüder, sehr geehrte Gäste, lieber Bodo!

Natürlich stellte sich mir die Frage, worüber ich an deinem Jubiläum wohl predigen könnte. Die Antwort fand ich im heutigen Sonntagsevangelium. Ich bleib beim Aufruf Jesu zum Dienen hängen, weil mir dabei dein Primizspruch einfiel, bei dem es ebenfalls ums Dienen geht. Es handelt sich um einen Vers aus dem 2. Korintherbrief. Er lautet: „Denn nicht uns verkünden wir, sondern Christus Jesus, den Herrn, uns aber als eure Diener um Jesu willen“ (2 Kor 4,5). Und so möchte ich im Folgenden etwas über das Dienen sagen.

Wir haben es gerade gehört: Die Jünger Jesu träumen von Macht und Größe. Ihr oft mühevoller Einsatz für das Reich Gott soll sich auszahlen. Und so diskutieren sie heimlich darüber, wer von ihnen das Anrecht auf den besten Posten hat. Jesus aber durchkreuzt ihre Pläne mit einem jener Worte, bei denen man spürt, dass sie nicht aus der Logik dieser Welt ableitbar sind, sondern von woanders herkommen: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ Dienen ist demnach für Jesus kein notwendiges Übel, das sich nun einmal nicht vermeiden lässt.

Es gehört vielmehr zum Wesen des Glaubens. Denn nur wer bereit ist zu dienen, gelangt ans Ziel.

Ein solcher Gedanke kommt uns normalerweise nicht in den Sinn. Und da, wo wir ihm begegnen, tun wir uns unendlich schwer damit. Widerspricht er doch unseren Vorstellungen und Erfahrungen.

Wenn wir darüber nachdenken, was einem Menschen hilft, nach vorne zu kommen, dann fällt uns sicherlich vieles ein: Begabung, Fleiß, Beziehungen, Durchsetzungsvermögen etc. Aber wohl kaum das Wörtchen Dienen. Mit Dienen verbinden wir eher das Gegenteil von Erfolg: Wer dienen muss, zählt zu den Verlierern. Ich denke, besonders unsere Zeit tut sich schwer damit. Von allen Seiten wird uns ja das Gegenteil, nämlich Selbstverwirklichung und Autonomie, als Weg zur Erfüllung angepriesen. Aber es hilft nichts. Das Wort Jesu steht im Raum. Als gläubige Christen können wir es nicht einfach übergehen.

Wenn wir verstehen wollen, was gemeint ist, dürfen wir nicht bei diesem einen Satz stehen bleiben. Wir müssen weitergehen und auf Jesus schauen. Denn was er da einfordert, das hat er selbst gelebt wie niemand vor ihm und nach ihm. Man kann sagen, dass das ganze Leben Jesus ein einziges Dienen war. Dabei hat er nicht etwas, sondern sich selbst hingegeben, aus Liebe zu Gott und aus Liebe zu uns Menschen.

Zwei Aspekte dieses Dienens möchte ich hervorheben: Jesus hat nicht irgendjemand oder irgendetwas gedient, sondern Gott. Dienen im christlichen Sinne heißt immer, Gott dienen. Es geht darum, ihm den ersten Platz einräumen, sich von ihm ergreifen zu lassen, ihn mit ganzem Herzen lieben. Mit Duckmäusertum und Unterwürfigkeit hat das nichts zu tun. Die Evangelien schildern Jesus als jemand, der sich nicht einschüchtern ließ, der die Dinge beim Namen nannte, ob das seinen Zuhörern nun gefiel oder nicht. Gerade weil er ganz für Gott da war, war er ganz frei von den vielen Zwängen, denen wir uns ausliefern, wenn wir auf Macht und Anerkennung aus sind.

Wenn der moderne Mensch meint, er habe die Wahl zwischen Selbstverwirklichung oder Dienen, dann ist das, so denke ich, eine Illusion. Genau genommen haben wir nicht die Wahl, ob wir dienen wollen oder nicht, sondern nur, wem oder was wir dienen wollen. Wer nur bereit ist, sich selbst zu dienen, der dient eben seinen eigenen Wünschen Vorstellungen – und läuft gerade dadurch Gefahr, Sklave seiner Launen und Begierden zu werden.

Der Mensch wächst nur dann über sich hinaus, wenn er einer Sache dient, die größer ist als er selbst. Und erst, wenn er sich von dem Größten, nämlich von Gott selbst, in Dienst nehmen lässt, wird sein Herz so groß und weit, wie es seiner Berufung entspricht.

Ausgehend von dem bisher Gesagten möchte ich mich nun dem Anlass für das heutige Jubiläum zuwenden: 10 Jahre Dienst als Pfarrer in Garching:

In deinem anfangs zitierten Primizspruch steht Christus im Mittelpunkt. In seinem Namen und Auftrag wolltest du damals deinen priesterlichen Dienst antreten. Ich denke, das ist kein frommer Wunsch geblieben, sondern hat deinen Dienst in unserer Pfarrei geprägt. So notwendig das Planen und Verwalten auch sein mag. Man spürt, dass du bei alledem nie den aus dem Blick verloren hast, der dich berufen hat. Das zeigt sich nicht nur in deinen vielfältigen Bemühungen, den Glauben zu vermitteln und zu vertiefen, sondern auch in der Zusammenarbeit mit dir. Man hat den Eindruck, dass es dir in erster Linie nicht um dich und deine Belange geht, sondern um einen anderen. Und weil das so ist, bist du verfügbar und ansprechbar für die Menschen und ihre Anliegen. Denn wo wir Gott Raum geben, da hat auch der Mensch Platz.

Unermüdlich bist du unterwegs im Weinberg des Herrn, ob nun zu Fuß, oder - wie ein geölter Blitz - mit dem Radl. Dein pastoraler Eifer hat allerdings auch einen Haken, insbesondere für deine Mitarbeiter: Kaum hat man dich aus den Augen verloren, schon bist du weg. Gott allein weiß, wohin.

Mir fällt dann jedes Mal ein Lied aus dem Gotteslob ein, das dies treffend zum Ausdruck bringt: „Überall ist er und nirgends, mehr als Worte sagt ein Lied“.

Und noch etwas möchte ich hervorheben, was deinen Dienst auszeichnet: Dienen heißt bei dir nicht, es allen und jedem Recht zu machen. Du vertrittst einen klaren Standpunkt, insbesondere wenn es um den Glauben geht. Das erscheint mir in unserer oft so wankelmütigen und orientierungslosen Zeit wichtiger denn je.

Wenn wir heute auf deinen 10-jährigen Dienst zurückblicken, dann vor allem, um zu danken. Und so möchte ich zunächst unserem Herrgott danken. Denn ohne ihn gäbe es dich nicht. Was nun wirklich sehr schade wäre. Anschließend gilt mein Dank deinem unermüdlichen und segensreichen Dienst in unserer Pfarrei. Und schließlich möchte ich mich bei den Vielen bedanken, die dich in den letzten 10 Jahren begleitet und unterstützt haben.

Im Psalm 100 heißt es: „Dient dem Herrn mit Freude, kommt vor sein Antlitz mit Jubel.“ Dir und uns allen wünsche ich die wachsende Gewissheit, dass dienen im Sinne des Evangeliums keine Last ist, sondern Freude und Erfüllung schenkt. Amen.

Kaplan Claus Bayer

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