Predigt vom 3./4. April 2010 (Osternacht)

St. Severin Garching

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Prediger:
Pfarrer Bodo Windolf,
St. Severin Garching 

Thema:

"Wie glaubwürdig sind die Berichte von der Auferstehung Jesu?
Predigttext

Osternacht 2010

Wie glaubwürdig sind die Berichte von der Auferstehung Jesu?

Der „risus paschalis“, das herzhafte österliche Lachen, war seit dem Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein ein besonders auch in Bayern weitverbreiteter Brauch. Er sollte die österliche Freude auszudrücken, die Freude darüber, dass sich der Tod an Christus gleichsam „verschluckt“ hat, Ausdruck sein des „Lachens“ Gottes über den Tod. Gute Bräuche soll man immer mal wieder aufgreifen, daher will ich zu Beginn meiner Predigt einen Witz erzählen:

Josef von Arimathäa hatte, wie jeder Kundige weiß, sein eigenes Grab zum Begräbnis für Jesus zur Verfügung gestellt. Als er am Abend zu seiner Frau heimkommt, stellt sie ihn zur Rede: Josef, wie konntest du nur? Wie stellst du dir das vor? Das ist unser Grab! Wo sollen wir jetzt hin, wenn wir tot sind. Seine Antwort: Frau, mach dir keine Sorgen, das ist nur für`s Wochenende.

Dieser Witz führt uns, mögen sie`s glauben oder nicht, mitten hinein ins Geheimnis dieser Nacht. Was er nämlich auf witzige Weise ausdrückt, ist Kernbestand unseres christlichen Glaubens: dass nämlich der unschuldig unter Pontius Pilatus gefolterte und hingerichtete und wegen des Sabbats eiligst ins nächstgelegene Grab gelegte Leichnam Jesu von Nazareth nicht im Grab blieb, sondern – am dritten Tag zum Leben auferweckt wurde.

Die Botschaft von der Auferstehung Jesu provoziert Fragen. Ich will die zwei für uns wichtigsten herausgreifen: 1. Ist diese Botschaft eigentlich glaubwürdig? 2. Wenn ja, glaube ich sie? 

Zur ersten Frage: Der Vorgang der Auferstehung selbst kennt keine Zeugen. Niemand war dabei. Historisch gut bezeugt ist aber das leere Grab. Der evangelische Theologe Wolfhart Pannenberg hat es einmal so formuliert: Ohne das leere Grab, wenn also das Grab voll gewesen oder der Leichnam Jesu anderswo hätte nachgewiesen werden können, hätte sich die Botschaft von der Auferstehung des Nazareners keine zwei Tage halten können, ja sie wäre niemals aufgekommen.

Aber das leere Grab für sich allein genügt nicht. Denn natürlich hätte der Leichnam Jesu ja auch gestohlen oder verlegt werden können. Das leere Grab ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für den österlichen Glauben. Hinzu kommen die Erscheinungen des Auferstandenen, die nach übereinstimmendem Zeugnis der Evangelien zunächst nichts anderes als Entsetzen und Unglauben auslösten. Ein gläubiger Jude konnte mit Auferstehung durchaus etwas anfangen. Aber nur und ausschließlich als ein Geschehen am Ende der Welt, am Ende der Zeit. Dass jemand quer zur weiterlaufenden Geschichtszeit, also mitten ins Leben der Jünger hinein, auferstand, existierte im Ideenhorizont der damaligen Zeit gar nicht. Es war etwas so gänzlich Neues, dass es von den damaligen Glaubensvorstellungen her als absolut unerfindbar angesehen werden muss.

Ein weiterer Aspekt ist ein psychologischer: Jesus war ein vor den Augen seiner Jünger auf ganzer Linie Gescheiterter. Sein Kreuzestod war der klare Beweis, dass sie auf den Falschen gesetzt hatten. Ein weiterer Idealist, dessen Ideale an den Realitäten dieser Welt zerschellt waren. Er hatte zu hoch gepokert. Dieser Exitus als Verbrecher am Kreuz war für jeden frommen und schriftkundigen Juden der Beweis, dass Jesus von Gott verflucht war. Denn im Buch Deuteronomium heißt es ausdrücklich, dass der am Pfahl Aufgehängte von Gott verflucht ist (vgl. Dtn 21,23; Gal 3,13). Im besten Fall konnte Jesus als ein gutgläubiger Naivling, aber sicher nicht der Messias gelten.

Windige Erklärungen von modernen Exegeten, die weismachen wollen, nach diesem desaströsen Ende seien die Jünger zusammengekommen, um zu beratschlagen, wie es denn weitergehen könne; denn es sei doch so schön miteinander gewesen und Jesu Sache müsse doch weitergehen und er lebe doch in ihren Gedanken und Herzen weiter und man könne doch zu diesem Zweck die Theorie von einer Auferstehung am dritten Tag in die Welt setzen, nur müsse man es halt klug genug anstellen, damit Jesu Leichnam von der Bildfläche verschwinde – solche windigen Erklärungen von Schmalspurtheologen sind so dürftig, dass ihnen kein klardenkender Mensch aufsitzen sollte. Psychologisch wäre ein solches Verhalten einfach gestört, bei normalen und gesunden Menschen jedenfalls nicht nachvollziehbar. Und genauso berichten die Evangelisten die Reaktionen der Anhänger Jesu: Die Jünger von Emmaus kehren desillusioniert in ihr altes Leben zurück; und auch Petrus und die übrigen findet man nach dem Johannes-Evangelium wieder in ihrem alten Beruf als Fischer am See Genezareth.

Es muss etwas so Unglaubliches geschehen sein, so evident, unabweislich, umstürzend, dass sie aufs neue alles verließen; diesmal nicht nur ihren familiären und beruflichen Alltag, sondern ihr Land, ihre Heimat, um mit der Botschaft von der Auferstehung des gekreuzigten Sohnes Gottes hinauszugehen in die ganze Welt, bereit, für diesen Glauben alles, einschließlich ihres Lebens einzusetzen und hinzugeben. Das tut niemand für eine erfundene Theorie. Und weil dieser kleine verstörte Haufen damals dieses grundstürzend Neue erlebte, gibt es uns heute als Christen, die heute Ostern feiern.

Nun zur zweiten Frage: Glaube ich es? Nicht im Sinne von: Ja, ja, das kann alles schon so gewesen sein, sondern in dem Sinn, dass es mein Leben prägt und erfüllt.

Vorhin haben wir den Ruf „Lumen Christi“, „Licht Christi“ gehört und das Licht der Osterkerze gesehen. Stellen wir uns einmal vor, keiner von uns hätte Augen, dann wäre das Licht der Osterkerze zwar da, aber es hätte keine Wirkung, wir würden es nicht sehen und es könnte uns nicht sehend machen.

Genau so verhält es sich mit dem Licht dessen, den die Osterkerze symbolisiert: Das Licht Christi, das Licht seiner Auferstehung ist da. Aber wenn es in uns nicht auf „Augen“ stößt, auf „Augen den Glaubens“, dann bleibt es wirkungslos. Dann kann es nicht in uns, in unser Leben eintreten und darin wirken. Dann bleibt unser Alltag unberührt davon. Es kann dann auch nicht die Dunkelheiten unseres Lebens durchdringen, sie verwandeln, erhellen. Es bleibt dann halt alles so, wie es ist.

In wie vielen Menschen, in wie vielen Getauften sind die „Augen des Glaubens“ trüb und blind geworden. Das Licht ist da, zum Greifen nahe, aber es dringt nicht ein, weil es keine Resonanz findet. Aber vielleicht nehmen Sie, nehmen wir aus dieser Osterliturgie nur diesen einen Satz mit: „Meine Augen des Glaubens“ will ich öffnen, inmitten so mancher Zweifel, aber immer wieder öffnen, sie glaubend, hoffend, vertrauend, liebend, betend auf Christus, das auferstandene Licht der Welt richten – jetzt in diesem Augenblick, in der Stunde dieser österlichen Feier und immer wieder neu mitten in unserem Alltag. Dann wird das Licht der Osterkerze heute nicht umsonst geleuchtet haben; dann wird es eindringen in unser Leben, in unseren Alltag und uns hinführen in die Ewigkeit, in der uns der auferstandene Herr Jesus Christus erwartet.

Pfr. Bodo Windolf

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