Radio-Impulse für Radio Horeb vom 1. August 2007

St. Severin Garching

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Im Bild:
Pfarrer Bodo Windolf,
St. Severin Garching
(bei der Firmung am 20.04.2007)

Radioimpuls vom 1. August 2007 
"
Mt 13,44-46 "

Impuls in Radio Horeb vom 1. August 2007
17. Woche i. J.   Mt 13,44-46

Da das heutige Evangelium so kurz und prägnant ist, möchte ich es vorlesen: è Mt 13,44-46

Zunächst ein Wort zu Jesus als Gleichniserzähler. Jesus spricht über Gott, über das Kommen Seines Reiches, über das ewige Heil und das letzte Ziel unseres Lebens nicht in abstrakten Gedanken wie die Philosophen, sondern in Bildern aus dem alltäglichen Leben. Diese Bilder und Gleichnisse, die Jesus an zahlreichen Stellen erzählt, zeigen Ihn immer wieder als einen exzellenten Beobachter der Natur und der alltäglichen Verrichtungen der einfachen Menschen, die Ihn umgeben. Dabei bleibt Sein Blick nicht an der Oberfläche haften, sondern Er blickt gleichsam hindurch in die innere Tiefe dessen, was Er sieht. Was Er sieht, beginnt für Ihn immer wieder zu reden von Dem, der der Grund, der Ur-Grund allen Seins ist, von Dem daher letztlich alles spricht. Was Er sieht, wird für Ihn immer wieder durchsichtig auf Gott und die letzten Geheimnisse unseres menschlichen Daseins hin. Fast automatisch fällt einem dazu der berühmte Vier-Zeiler Eichendorffs ein:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen,
find`st du nur das Zauberwort.

Diese Überlegungen führen uns auch schon auf die Spur zum Verständnis des ersten Gleichnisses. Was könnte mit dem Acker gemeint sein? Wohl nichts anderes als jenes weite oder auch enge Land, je nach unseren Lebensumständen, auf dem sich unser alltägliches Dasein abspielt. Jesus steht hier ein Bauer vor Augen, den Er beobachtet hat, wie er mehrmals den steinigen Boden eines Ackers mit einem Holzpflug, gezogen von einem Esel oder einem Ochs, umgepflügt hat, um ihn für die Aussaat vorzubereiten. Der Schatz, den er bei dieser Arbeit so unvermutet findet, ist nicht zu haben ohne den Acker. Nur indem er ihn miterwirbt, kommt er auch in den Besitz des Schatzes.

Und dieser ist verborgen inmitten von Erde, Dreck, Steinen und mühevoller Arbeit. Hier und nirgendwo anders wird er gefunden. Hier und nirgendwo anders muss er gesucht werden. Also nicht die Flucht aus dem Alltag mit all seiner Mühe, sondern seine Annahme führt uns zum göttlichen Grund unserer Existenz.

Der hl. Ignatius von Loyola, dessen Gedenktag wir erst vorgestern gefeiert haben, hat es so ausgedrückt: „Gott in allen Dingen finden.“ Gott, den verborgenen Schatz am Grund unseres Daseins finden in den unscheinbaren Alltagswundern, deren äußere Unscheinbarkeit nur die Schale ist für die Wunder, die von uns entdeckt werden wollen; die Schale für Gott selbst, der sich hier verbirgt, damit wir Ihn gerade darin suchen und finden.  Jeder neue Tag, an dem die Sonne aufgeht oder Regen der Erde Segen spendet, jede Blume am Feldrand, spricht vom Segen und von der Schönheit Gottes. In jeder Begegnung, in jedem Anruf eines Mitmenschen können wir den Anruf Gottes selbst erfahren, der mich gerade jetzt durch diesen Menschen in Anspruch nehmen will, damit ich etwas von Ihm, der Ur-Quell aller Liebe, spürbar werden lassen.

Selbst in den Widerwärtigkeiten des Alltags gilt es, Gott und Sein Reich zu entdecken. Der Landmann mag sich zuerst sehr geärgert haben, als er mit seinem Pflug auf einmal auf einen harten Gegenstand stieß, der ihm im Weg war, der sich nicht bewegen, nicht umpflügen ließ, nach dem er graben musste, um ihn zu beseitigen. Gerade in diesem Widerwärtigen stößt er auf  jenen Schatz, der sein Dasein erst wirklich reich machen wird. Eine Krankheit, ein Leid, ein Schicksalsschlag, ein Verlust – vieles andere uns eigentlich Unerträgliche kann für uns zum Medium werden, zum eigentlichen Schatz unseres Lebens durchzustoßen: zu Gott, zu einer neuen Nähe zu Ihm, zu einer tieferen, persönlicheren Beziehung zu Ihm, zu einer inneren Reife, die wir ohne solche Widerwärtigkeiten niemals erlangt hätten.

Selbst durch den steinigen Acker von Schuld, sogar schwerer Schuld kann uns auf den wahren Schatz stoßen lassen, indem wir die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes neu entdecken, sie für uns selbst entdecken; vielleicht einfach auch nur unsere eigene Erbarmungswürdigkeit, die so oft verdeckt, überlagert ist vom Schutt des Stolzes und der Überheblichkeit.  

Freilich – die Entdeckung des Schatzes, des Reiches Gottes, Gottes selbst inmitten dem Acker unseres Alltags kostet uns etwas; mit den Worten des Gleichnisses: sie kostet uns alles. Dieses „Alles“ kann für jeden Menschen etwas anderes sein. Meistens ist es das, wovon wir uns am schwersten lösen können, uns eigentlich gar nicht lösen wollen, weil es eben unser „Alles“ ist, das, was uns am teuersten und wertvollsten ist. Natürlich kann dies sein und ist dies oft auch materieller Besitz. Im Tod müssen wir ihn ja doch lassen, warum dann nicht schon jetzt ihn mit großzügigen Händen austeilen und den Schatz des Lebens zu gewinnen im Schenken dessen, was als materieller Reichtum nur in meinen Händen steril und fruchtlos bleibt.

Dieses „Alles“ kann auch ein Groll sein, den ich nicht loslassen möchte, wie „mein gutes Recht“ für mich behalten möchte. Es kann der Verlust der Gesundheit sein, der Verlust der Jugend aufgrund unseres unweigerlichen Alterns, der Verlust eines geliebten Menschen an meiner Seite. Bis ein Mensch dahingelangt, einen solchen oder auch anderen Verlust in ein freiwilliges Hingeben, vielleicht auch nur des Unvermeidlichen zu verwandeln, kann dies viel Kampf, viel Pflügerei im Acker des Lebens bedeuten. Aber nur, wer nicht festhält, wer nicht mit aller Gewalt das Eigene für sich behalten will, wird am Ende den Schatz finden, den inneren Frieden, jene Freude, die denen beschieden ist, die in Annahme und Hingabe das Reich Gottes in sich selbst aufnehmen und tragen. Wer nicht auch alles bereit ist einzusetzen, wird oft nur die Härte des Ackers spüren, Unfrieden, Resignation, Vergeblichkeit, Freudlosigkeit, Groll, innerer Hader usf. Tief in all dem ist der Schatz des Friedens und der Versöhnung mit Gott, mit meinen Mitmenschen, nicht zuletzt auch mit mir selbst zu finden. Dass Sie diesen Schatz finden, heute oder wann es die Zeit dazu ist und um den Preis, der von jedem von uns auf je eigene Weise verlangt ist, das wünsche ich Ihnen und dazu segne Sie ...

Pfr. Bodo Windolf

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